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Wir kamen wieder zu einer Kreuzung und bogen dieses Mal nach rechts ab. Nach wenigen Minuten fanden wir uns in einem Sumpfgebiet wieder, wo wir aufpassen mussten, dass wir nicht in das schlammige, ekelhafte Wasser fielen. Der dichte Nebel versperrte uns zudem die Sicht und es roch unerträglich. Ich könnte wetten, dass es der Gestank nach altem Fisch war. Doch das war nicht das Schlimmste; unsere ganze Kleidung war nach einigen Minuten völlig durchnässt und wir kamen so nur noch mit Mühe vorwärts. In dem dreckigen Wasser konnte man öfters ein unerkennbares Wesen sehen, das vom Wasser aufs Land huschte. Was ich von diesem Tier sah, waren nur der große Schwanz und seine Farbe, die der des Wassers ähnelte; also braun und grün. Emilia und auch Jewa schreckten immer wieder auf, als aus dem Wasser etwas hervorkam. Immer wenn sie zusammenzuckten, musste ich kurz auflachen, doch Emilia sah mich daraufhin mit böser Miene an. Jewa war fasziniert von diesem Sumpfgebiet, doch ich konnte mir Schöneres und Besseres vorstellen, als hier in diesem Drecksloch zu sein. „Wieso können wir nicht einfach irgendwo in einem Wald herumlaufen“, fragte ich mich in Gedanken.
Als ob mich Gott erhört hätte, standen wir plötzlich in einem Wald und hatten endlich dieses Sumpfgebiet hinter uns gelassen. Ich freute mich und auch Emilias Laune war wieder besser geworden. Sogar Jewa war froh, endlich wieder laubbedeckte Bäume zu sehen und frische Luft zu atmen. Doch als wir nach links abbogen, gab es plötzlich keine Bäume mehr, sondern nur ungewöhnliche, riesengroße Blumen mit einem langen Stiel. Dieser ragte weit über unsere Köpfen hinaus und wippte hin und her, wenn es windiger wurde. Die Blütenblätter waren violett gefärbt mit gelben Punkten. Die Pflanzen waren für Emilia und mich etwas Außergewöhnliches, aber Jewa sagte, als sie bemerkte, wie wir die Blumen anschauten:
„Das sind Kikyblumen. Sie wachsen hier wegen der Luft und weil der Sumpf in der Nähe ist. Außerdem halten sie Tiere fern.“ Tatsächlich taten sie das, denn weder am Himmel noch am Boden konnten wir irgendwelche Lebewesen entdecken. Emilia fragte noch einmal genauer nach:
„Sind diese Blumen denn für uns keine Gefahr?“ „Nein, nein, sie halten nur Tiere zurück durch ihren Geruch. Dieser Duft ist für uns nicht gefährlich und wir riechen ihn nicht mal.“ Emilia und ich waren schlussendlich beruhigt und wir setzten unseren Fußmarsch weiter fort.
Als wir den Wald wieder verlassen hatten, standen wir plötzlich vor einem wunderschönen, blauen See. Jewa drehte sich um und sagte: „Hier liegt die Stadt Waterfairy verborgen.“ Aber vor uns lag nur der große See, in dem das Wasser an den dicken Steinen am Rand plätscherte. Die Sonne erhellte die ganze Umgebung mit ihren warmen und gleißenden Sonnenstrahlen, wo einige durch das hellblaue Wasser wieder reflektiert wurden. Vögel mit weißen Flügeln und mit ebenso schneeweisen Körpern schwammen auf dem Wasser hin und her. Hinter den Großen planschten die Kleineren. Emilia und auch ich sahen sie mit lachendem Gesicht an. Als sie uns sahen, flitzten sie geschwind davon. Daraufhin mussten wir alle kichern, doch Jewa lächelte nicht so lange, sie wirkte konzentriert. Sie breitete ihre Arme aus und rief mit lauter und kräftiger Stimme: „Erscheine, Kreatur des Sees!“ Emilia und ich sahen sie erstaunt an, aber Jewa lächelte nur zurück. Das Wasser schäumte auf und große Wellen tauchten auf. In der Mitte des Sees bildete sich ein ungewöhnliches Loch, woraufhin wie aus dem Nichts ein großes blaues Wesen erschien. Es sah aus wie ein Seepferdchen, der Vorderkörper ähnlich wie bei einem Pferd und der Hinterleib schlangenförmig. Das erinnerte mich in diesen Moment an meinen Ausflug, den ich mit meiner Klasse in ein großes Aquarium gemacht hatte. Da sahen wir auch winzige Seepferdchen, aber diese Kreatur, die vor uns stand, war riesengroß. Da sagte das gigantische Seepferdchen:
„Wieso habt ihr mich gerufen?“ Bevor wir etwas sagen konnten, sprach Jewa:
„Wir wollen in die Stadt Waterfairy. Hier ist ja der Eingang zur Stadt, oder?“ Da ertönte eine laute und kräftige Stimme, die von der Kreatur ausging:
„Ja, aber ich kann euch nicht einfach so in die Stadt lassen. Ich bin der Wächter der Stadt.“ Für Emilia und mich brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Wie konnten wir schlussendlich doch noch in die Stadt kommen? Sie würde in einigen Tagen zerstört, so viele Wesen würden ihr Leben lassen und das nur, weil wir nicht rechtzeitig Alarm schlagen konnten. Jewa, die noch immer auf das Seepferdchen schaute, sprach wieder:
„Wir müssen möglichst schnell in die Stadt. Waterfairy ist in großer Gefahr.“ Doch das interessierte die Kreatur nur wenig. Sie wollte gerade wieder untertauchen, als plötzlich Emilias und mein Stab aufleuchteten. Wir waren völlig erstaunt. Wieso leuchteten sie in diesem Moment auf? Jewa schaute uns auch mit großen Augen an und fragte: „Was soll das jetzt?“ Wir schüttelten mit den Köpfen und erwiderten, dass wir auch nicht wussten, wieso sie wieder leuchteten. Die Kreatur sah alles aus der Ferne und war fasziniert von diesem grellen und warmen Licht.
„Ich habe das Gefühl, dass ihr den Elfen in Waterfairy nichts tut sondern aus einem bestimmten Grund in die Stadt wollt“, sprach das Seepferdchen, das wieder näher auf uns zugeschwommen war. Emilia und ich sagten:
„Ja die Stadt ist in großer Gefahr. Wir müssen herausfinden, was wir tun können!“ Daraufhin öffnete die Kreatur ihren gigantischen Mund und drei große Blasen flogen aus diesem heraus. Wir bedankten uns bei ihm für seine Hilfe und in diesem Moment erlosch das Licht wieder. Unsere Zauberstäbe waren wieder völlig normal. Jewa dankte, dass sie auch mitgehen konnte. Doch vor uns flogen nur drei große Luftblasen; wie sollten uns diese in die Stadt bringen? Als das Seepferdchen seinen Kopf schüttelte, bewegten sich die Blasen vorwärts. Diese umschlangen unsere ganzen Körper und boten uns eine Art Schutzhülle. Wir wussten nicht, was mit uns geschehen würde und fragten deshalb vorsichtshalber mal nach:
„Was hat das mit den Luftblasen auf sich?“ Wie sollen sie uns helfen?“, fragte ich das Seepferdchen. Doch dieses sagte nur, dass die Luftblasen niemals platzen würden. Sie sind völlig widerstandsfähig und sogar eine Spitze konnte sie niemals zum Platzen bringen. Wir sollten ihm vorerst vertrauen. Doch dies reichte uns nicht und dieses Mal war es Emilia, die laut schrie, was er denn mit uns vorhätte.
„Seid doch einfach mal ruhig! Vertraut mir“, antwortete das Wesen. Jewa hatte keine Angst, sie war völlig hingerissen von der Blase. Wir beide brüllten weiter als plötzlich die Luftblasen langsam vom Boden abhoben und ins Wasser tauchten.
Wir schlossen genau in dem Moment unsere Augen und als wir sie wieder öffneten, waren wir im Unterwasser. In den Blasen war Luft für uns, sodass wir unter Wasser atmen konnten. Die Luftblasen bewegten sich wie aus Zauberhand; oder war es doch die Strömung des Wassers, die die Blasen bewegte? Doch das war uns in diesem Augenblick völlig egal. Man sah überall Quallen, die in dieser Welt, wenn sie schwammen, wie Sterne am Himmel leuchteten. Wenn sich uns eine näherte, wurde sie von der Luftblase ein wenig weggeschleudert. Es gab auch Korallen in wunderschönen, verschiedenen Farben. Überall schwammen auch kleine und große Fische an uns vorbei. Einige waren gepunktet, andere waren dünn oder lang. Es gab auch verschiedene Muscheln, die am Boden lagen, außerdem Krebse in einer orangen Farbe, die miteinander kämpften. Sogar die kleinen rundlichen Steine, die auf dem Boden lagen, waren nicht grau oder schwarz, sondern erstrahlten in freundlichen und warmen Tönen. In der Ferne schwamm auch eine große und lange Seeschlange, die auf Beutesuche war. Sie glitzerte überall, ähnlich wie Edelsteine, nur ihr Kopf war dunkelblau. Wir waren fasziniert von diesem Schauspiel und wussten nicht, wo wir als Erstes hinschauen sollten. Jeder wollte dem anderen etwas zeigen. Ich war von den Korallen angetan und hatte solch eine Farbenpracht noch nie gesehen. Emilia interessierte sich mehr für die Unterwassertiere und Jewa war völlig von der Rolle. Sie hatte so was noch nie in ihrem gesamten Leben gesehen. Das war das Schönste, das ich bis jetzt in dieser Welt mitgenommen hatte, doch ein Hintergedanke sagte mir, dass dies alles zerstört werden würde. Allerdings in diesem Moment genoss ich unsere kleine Reise. Emilia war sogar etwas sauer, dass sie die Fische aus der Luftblase nicht anfassen konnte, doch sie beruhigte sich schnell wieder und genoss dieses Abenteuer sehr. Auf einmal tauchte vor uns ein kleine Unterwasserhöhle auf, wo die Blase auch hineinschwamm. Als wir uns immer weiter in das Innere der Höhle bewegten, verschwand auch das Wasser plötzlich. Man könnte meinen, dass das Wasser durch eine Mauer zurückgehalten wurde. Die Luftblase, die nur einige Meter vom Boden flog, löste sich auf und wir standen wieder mit unseren Füßen auf festem Gestein.
Als wir nach vorne schauten, entdeckten wir ein Schild, auf dem „Willkommen in Waterfairy!“ stand. Wir befanden uns also vor dem Eingang zur der Stadt. Die Decke der Höhle wurde in diesem Abschnitt immer höher. Wir konnten nicht abwarten, die Stadt zu sehen und liefen durch das Portal. Überall standen Wasserbrunnen, blaue Riesenpflanzen und kleine Wesen, die hin und her flogen. Ein lautes „Wow“ ließ Emilia los und auch ich war erstaunt, dass es eine solche Stadt unter Wasser gab.
Wir nahmen die erste Straße, die uns ins Innere der Stadt führte. Überall wurden wir mit großen Augen angeschaut und wir hörten auch manchmal jemanden flüstern:
„Welche Wesen sind das? Werden sie unsere Stadt einnehmen?“ Im Vorbeigehen schauten wir sie mal genauer an. Die Wesen, die nur einige Meter vor uns standen, waren Wasserelfen. Die weiblichen trugen ein eng umschlungenes, blaues Kleid, das mit einer kleinen Brosche die Taille umschlang. Die männlichen hatten ein seidenes, weißes Hemd mit einer Art Gürtel an. Am Kopf hatten sie kleine Fühler und waren auch etwas kleiner als die Weibchen. Die Haare waren bei allen fast durchsichtig und ihre Flügel leuchteten hellblau.
Als wir dann zu einer kleinen Brücke kamen, stand eine Elfe mit einer Angel da und fischte. Dieses Bild war für mich neu, denn in unseren Büchern auf der Erde konnten Wasserelfen im Wasser leben. Wieso hier dann nicht? Emilia war genau so schlau wie ich. Wieso tauchte sie nicht einfach ins Wasser und wie kommt eigentlich soviel Wasser in die Stadt, die unter der Erdoberfläche liegt?
Während wir der Elfe immer näher kamen, stand sie auf und wollte gerade wegfliegen, aber Emilia packte das kleine Etwas am Arm und hielt es so fest sie konnte. Sie fuhr die Elfe an:
„Wieso wolltest du jetzt wegfliegen? Wir sind keine dunklen Kreaturen. Wir sind nur Reisende!“
Die Wasserelfe, die versuchte, sich loszureißen schrie zurück:
„Was seid ihr denn für Wesen? Ich habe euch noch nie gesehen! Was macht Ihr hier in der Stadt?“ Ich war vollkommen erschrocken darüber, wie Emilia die Elfe anpackte.
„Will Emilia, das kleine Ding etwa töten oder was?“, dachte ich mir. Doch Jewa, die das ganze nicht mehr länger mit ansehen konnte, befreite die Wasserelfe aus den Fängen von Emilias Händen. Die Elfe schnappte nach Luft und legte ihren Gürtel wieder eng an die Taille. Sogar ihre Brille, die durch Emilia auf den Boden gefallen war, war unversehrt und zierte wieder das Gesicht der Elfe. Er sah uns mit mieser Miene an, doch als wir uns vorstellten und ihm erklärten, wieso wir hier sind, war sein Interesse geweckt.
„Wo liegt denn die Erde und wieso müsst ihr uns warnen?“, fragte das Wesen, das völlig von der Rolle war. Da ergriff ich das Wort:
„Die Erde ist ein anderer Planet. Die dunklen Kreaturen haben einen großen Wasserstrudel erzeugt und dieser wird in einigen Tagen auf der Erdoberfläche eintreffen und ein dickes Loch in den Boden rammen. Dadurch würde hier die Felswand auseinanderbrechen und die ganze Decke würde auf die Stadt fallen und alles begraben. Wir drei sind hier, um ihn aufzuhalten.“
Das Wesen rief plötzlich:
„Wieso sagt ihr das nicht sofort? Wir müssen schnellstens zur großen Wasserbibliothek, da könnt Ihr vielleicht etwas finden. Kommt schnell!“
Er flog geschwind davon. Wir hatten große Mühe, ihm zu folgen. Kurz darauf bogen wir in eine Geschäftsstraße ein, wo Wasserfeen brüllten: „Frische Fische! Kleine Bögen! Heilkräuter und Heiltränke! Kauft bei uns ein!“ Auf einmal bog Fairy, wie er sich kurzerhand vorgestellt hatte, nach links ab und wir sahen von weitem ein großes Bauwerk. Vor dem Gebäude spielten und lachten die kleinen Wesen. Fairy erzählte uns, dass das die Wasserschule sei. Als ich das hörte, dachte ich an meine Schule, an meine Klassenkameraden und sogar an meine Lehrer. Aber ich hatte keine Zeit, mir darüber viele Gedanken zu machen, denn jetzt kam wieder eine Kreuzung, wo wir wieder nach links abbogen.
Kleine Laternen erhellten die Straße und die Häuschen, die sie säumten. Ganz hinten sahen wir ein großes Gebäude und Emilia staunte nicht schlecht, denn es war wirklich gigantisch. Es ragte hoch in die Luft, hatte eine rundliche Form und oben auf der Spitze glänzte ein blauer Edelstein. „Wie ist dieser Stein jetzt wieder hier hergekommen? Die kleinen Elfen konnten ihn niemals bis in die Stadt gebracht haben“, grübelte ich vor mich hin. Emilia war natürlich wieder von dem Funkeln fasziniert und Jewa lief zu einem großen Brunnen in Form eines Fisches und spritzte mich mit eiskaltem Wasser nass. Aber das bedeutete Krieg, ich lief zu dem linken Brunnen und schoss Wasser auf Jewa. Wir beide lachten und hatten unglaublichen Spaß, bis Emilia schrie: „Was tut ihr? Wir sind nicht hier um Spaß zu haben. Jede Minute zählt!“ Wir hörten sofort auf und es herrschte ungenehme Stille. Fairy öffnete daraufhin die Tür, die mit einem quietschenden Geräusch aufschlug. Wir erschraken und da brüllte auch schon Fairy: „Los jetzt, wir gehen rein. Hier ist die Wasserbibliothek.“ Vor uns tauchte wieder ein Brunnen auf, der in der Mitte des Raumes stand. Wir drehten unsere Köpfe und sahen die riesige Menge von Büchern und die Feen, die hin und her flogen und in den Büchern lasen. Daraufhin rief Fairy, der schon an der Treppe stand: „Los jetzt, wir müssen in die zweite Etage.“
Als wir Treppen hinaufstiegen, fragte Emilia: „Wie willst du eigentlich wissen, dass wir in die zweite Etage müssen?“ Nun antwortete Fairy: „Da sind Bücher über Wasserelemente und Wasserkatastrophen. Vielleicht finden wir etwas, das uns helfen könnte.“
„Wäre es nicht einfacher gewesen einen Bibliothekar aufzusuchen?“, überlegte ich mir. Doch eigentlich hatte ich solch eine Person hier nirgendwo gesehen, deshalb fragte ich Fairy. Aber dieser wusste nicht mal, worüber ich mit ihm sprach. Emilia erklärte ihm, was ein Bibliothekar so machte. Später als sie endete, meinte Fairy: „Solch eine Person gibt es hier nicht. Wir müssen alles selbst suchen.“ Aber das war leichter gesagt, als getan. Wir gingen jedes Buch durch. Nach fünf Stunden Sucherei hatten wir es aufgegeben.
Wir saßen in einer Ecke dicht beieinander und ließen die Köpfe für einige Momente hängen. Jewa ging noch andere Regale durch, aber auch da fand sie nichts Brauchbares. Es wurde schon dunkel draußen, aber wir suchten noch immer.
Plötzlich rief Jewa auf:
„Kommt mal her. Ich glaube, ich habe was gefunden, was uns vielleicht weiterhelfen könnte.“ Vor ihr lag ein kleines Buch, wo kleine Regentropfen drauf gemalt waren. Sie öffnete langsam das Buch und was hervorkam, waren seltsame Zeichen, wie wellenförmige Kreise, was Wasser bedeuten sollte, Bilder von Wellen und Wasserblasen. Fairy, der offensichtlich das Buch kannte, antwortete:
„Das ist das Buch des Wassers. Alle Wasserelemente sind darin genau beschrieben.“ Wir entschieden daraufhin, das Buch für einen Tag auszuborgen. Draußen angekommen sahen wir, dass es schon stockfinster war und Fairy fragte:
„Wo werdet ihr heute schlafen?“
Ich antwortete: „Keine Ahnung!“
„Leider könnt ihr auch nicht bei mir schlafen“, sagte Fairy mit trauriger Stimme. „Mein Haus ist zu klein für mehrere Gäste, aber ich kenne hier ein Hotel in der Nähe.“ Er führte uns direkt vor das Hotel und verabschiedete sich von uns. Als er gerade gehen wollte, sagte er noch: „Haltet mich auf dem Laufenden. Ich bin jeden Tag morgens auf der Brücke zum Fischen.“ Wir nickten und sagten ihm [nochmal]: „Danke für alles. Wir melden uns bei dir.“
Das Hotel war wunderschön, alles glitzerte wie Eis und man bemerkte, dass es schon ein sehr teures Hotel sein musste. Wir gingen sofort zur Rezeption und mit der Idee, dass wir in den nächsten Tagen im Hotel aushelfen würden, bekamen wir auch Zimmer zum Schlafen und sogar ein kleines Armband, sodass wir alles benutzen konnten.
Zuerst natürlich machten wir uns auf den Weg zum Essensraum, wo es gerade ein Buffet gab. Vor unseren Augen waren große Schüsseln, Töpfe und schöne dekorierte Teller aufgereiht. Ich las auf einem kleinen Schild, das immer vor dem Gericht stand: Riusfisch mit gelben Alubisen. Auf der anderen Seite stand ein Essen mit komischem Fleisch, dessen Geruch in unsere Richtung flog. Emilia stand schon bei dem Dessert. Crème à la Puteris, eine grasgrüne Crème und bei frischem Obst wie etwa Ertuse, eine violette süße Frucht. Jewa machte schon die Salate unsicher. Diese waren herrlich auf den Tellern dekoriert. Einige Salatblätter waren blau und einige orange. Jewa füllte ihren Teller bis zum Rand nur mit Salat. Die Farbe des Grünzeugs hatte mich in die Flucht geschlagen. Ich würde lieber beim Fleisch und Fisch bleiben. Doch am Ende hatte ich trotzdem noch etwas Gemüse gefunden. Auf dem Schild stand: Puirse. Aber ich sah das Gemüse als Bohnen an. Langes Gemüse, nur die Farbe war nicht grün sondern hellblau. Auf der Suche nach einem Tisch bemerkte ich Emilias Lachen und fragte sie: „Was mit ihr los sei?“ Als wir einen Tisch in einer ruhigen Ecke fanden und uns gerade gesetzt hatten, antwortete Emilia zurück:
„Es ist unser erstes richtiges Essen hier in dieser Welt. Jedes Gericht sah wundervoll aus, doch ich hoffe mein Magen hält es aus.“ Ich nickte und beförderte meine erste Gabel mit dem Fleisch zu meinem Mund. Daraufhin sah ich, dass Emilia auch kräftig zugeschlagen hatte. Ihr Teller war bis zum Rand voll. Nur Jewas Teller gefiel mir absolut nicht. Wie konnte man nur Salat essen? Doch Jewa strahlte bei jedem Bissen und auch ich war froh darüber. Wir alle drei gingen noch mal zurück und befüllten wieder bis zum Rand unsere Teller. Nach dem Essen sahen wir uns noch ein wenig im Hotel um. Es gab riesige Shops, wo die Händler alles Mögliche verkaufen. Es fing bei Mützen an und endete bei den Schuhen. Natürlich gab es auch jede Menge Dekorationen und für die Mädchen glänzende Schmuckstücke. Wir sahen uns in einem Shop um, der nur Gewürze verkaufte. In dem ganzen Laden bekam man herrliche Gerüche in die Nase. Man konnte sogar ab und zu Informationen erhalten welche Gewürze extra geeignet sind für besondere Gerichte. Als wir den Laden verließen, sahen wir auf der anderen Seite eine Menge, die auf etwas blickte. Wir liefen natürlich sofort hin und sahen, wie ein Koch vor den Augen der Wesen sein Gericht kochte. Ich kannte so was nur aus dem Fernsehen, wo die Köche alles vor den Augen der Menschen frisch zubereiten und das alles in einer besonderen und gefährlichen Show, wo es brannte und leuchtete. Wir sahen uns einige Minuten das Schauspiel an und verließen den Raum wieder. Der Weg führte uns dann nach links und wir fanden uns vor einem riesigen Casino wieder. Die Glastür wurde von zwei kräftigen Wasserelfen bewacht, die uns sagten, dass wir noch zu jung wären, um hineinzugehen. Wir schauten nur kurz durch die Gläser und ich bemerkte einen Pokertisch. Emilia lachte daraufhin laut auf:
„Mensch, die Wasserelfen zocken aber auch ganz schön.“ Wir drehten uns wieder um und gingen weiter. Auf dem Weg erklärten wir Jewa, was die Wesen in dem Casino tun, denn das kleine Blumenmädchen hatte keine Ahnung was in diesem Raum vor sich gegangen war. Der Abend war schnell angebrochen und so gingen wir nur kurz in die Hotelbar und tranken einen Cocktail mit frisch gepresstem Saft. Die Theke war mit kleinen blauen, hellblauen und hellgrünen Leuchten verziert. In dem Raum gab es auch eine kleine Bühne, wo gerade eine Show stattfand. Wir schauten noch bisschen und entschieden uns dann aber in unser Zimmer zu gehen. Morgen mussten wir ja schon anfangen zu arbeiten. Das Essen und den gesamten Aufenthalt mussten wir ja irgendwie bezahlen. Unsere Zimmer waren nicht die größten und schönsten, doch reichten sie völlig aus. Im Bett überlegte ich mir: „Wie lange wir nur arbeiten müssen, um das alles zurückzubezahlen. So wie das Hotel aussieht, ist es schon eins für Reiche.“ Mit diesen Gedanken schlief ich gemütlich ein und war der Letzte, der an diesem Abend die Augen schloss.
Am nächsten Morgen arbeitete ich in der Küche, während Emilia und Jewa im Speisesaal tätig waren. Den zwei Mädchen half eine junge männliche Fee. Nach wenigen Minuten waren sie auch schon in einem Gespräch. Wairy, wie die junge Fee hieß, erzählte ihnen, dass dieses Hotel seiner Familie gehörte. Sein Vater arbeitete in der Küche, seine Mutter als Chefin des Hotels und er sei dafür zuständig, dass alles gut aussähe und den Gästen gefiel. Was Emilia seltsam fand war, dass er keine Angst vor ihr hatte. Kurz darauf fragte Emilia ihn, warum er denn vor ihr keine Angst hätte. Er meinte nur, dass in dieser Welt viele Lebewesen und Kreaturen lebten, die er noch nie gesehen hätte. Emilia erzählte ihm alles, was sie und ich bis jetzt erlebt hatten und dass sie und ich Menschen wären. Er lächelte aber nur und sagte daraufhin: „Dann habt ihr ja ganz schön was erlebt und ihr als Auserwählte müsst bestimmt noch viel machen“ Während Emilia mit Wairy im Gespräch vertieft war, spielte Jewa mit dem Geschirr. Sie wollte gerade eine Packung Servietten aufmachen, als es auch schon passierte. Die Servietten fielen in alle Richtungen auf den Boden. Daraufhin sahen Emilia und Wairy zu ihr hin und fingen an, laut zu lachen. Die zwei waren schon so gute Freunde, dass man meinen könnte, dass sie sich schon Jahre kennen würden. Ich war froh, dass Emilia wieder so glücklich war, aber bevor ich etwas machen konnte, rief auch schon wieder jemand: „Willst du auch mal wieder was machen oder schaust du deine Freundin den ganzen Tag nur an?“ Ich blickte böse nach hinten und ging wieder zurück an die Arbeit.
Als der erste Tag sich dem Ende zuneigte, kam Fairy ins Hotel und flüsterte mir ins Ohr, dass er noch immer nichts gefunden hätte, um den Strudel aufzuhalten. In diesem Moment stand Wairy gerade hinter mir und hörte das gesamte Gespräch mit. Er setzte sich zu Emilia und diese stellte erstmal Fairy und mich vor. Sie sagte außerdem, dass sie Wairy trauen konnten. Er hätte sogar vielleicht eine Idee dazu.
Kurze Zeit später waren wir alle mit Wairy gut befreundet und auch er half bei einer Lösung. Mit Wairys Hilfe schrieben wir einige Ideen auf ein Stück Papier. Plötzlich stand Jewa auf, lief auf mich zu und fragte, ob sie meinen Schlüssel zu meinem Zimmer bekommen könnte. Ich hatte nichts dagegen und gab ihn ihr. Sie lief sofort los und kam nach wenigen Minuten mit meinem Rucksack herunter, denn sie wollte mal auf der Karte etwas nachschauen. Als sie den Rucksack öffnete, fiel die blaue Kugel genau auf Wairys Schoß und als er sie berührte, begann sie blau aufzuleuchten.
Als ob mich Gott erhört hätte, standen wir plötzlich in einem Wald und hatten endlich dieses Sumpfgebiet hinter uns gelassen. Ich freute mich und auch Emilias Laune war wieder besser geworden. Sogar Jewa war froh, endlich wieder laubbedeckte Bäume zu sehen und frische Luft zu atmen. Doch als wir nach links abbogen, gab es plötzlich keine Bäume mehr, sondern nur ungewöhnliche, riesengroße Blumen mit einem langen Stiel. Dieser ragte weit über unsere Köpfen hinaus und wippte hin und her, wenn es windiger wurde. Die Blütenblätter waren violett gefärbt mit gelben Punkten. Die Pflanzen waren für Emilia und mich etwas Außergewöhnliches, aber Jewa sagte, als sie bemerkte, wie wir die Blumen anschauten:
„Das sind Kikyblumen. Sie wachsen hier wegen der Luft und weil der Sumpf in der Nähe ist. Außerdem halten sie Tiere fern.“ Tatsächlich taten sie das, denn weder am Himmel noch am Boden konnten wir irgendwelche Lebewesen entdecken. Emilia fragte noch einmal genauer nach:
„Sind diese Blumen denn für uns keine Gefahr?“ „Nein, nein, sie halten nur Tiere zurück durch ihren Geruch. Dieser Duft ist für uns nicht gefährlich und wir riechen ihn nicht mal.“ Emilia und ich waren schlussendlich beruhigt und wir setzten unseren Fußmarsch weiter fort.
Als wir den Wald wieder verlassen hatten, standen wir plötzlich vor einem wunderschönen, blauen See. Jewa drehte sich um und sagte: „Hier liegt die Stadt Waterfairy verborgen.“ Aber vor uns lag nur der große See, in dem das Wasser an den dicken Steinen am Rand plätscherte. Die Sonne erhellte die ganze Umgebung mit ihren warmen und gleißenden Sonnenstrahlen, wo einige durch das hellblaue Wasser wieder reflektiert wurden. Vögel mit weißen Flügeln und mit ebenso schneeweisen Körpern schwammen auf dem Wasser hin und her. Hinter den Großen planschten die Kleineren. Emilia und auch ich sahen sie mit lachendem Gesicht an. Als sie uns sahen, flitzten sie geschwind davon. Daraufhin mussten wir alle kichern, doch Jewa lächelte nicht so lange, sie wirkte konzentriert. Sie breitete ihre Arme aus und rief mit lauter und kräftiger Stimme: „Erscheine, Kreatur des Sees!“ Emilia und ich sahen sie erstaunt an, aber Jewa lächelte nur zurück. Das Wasser schäumte auf und große Wellen tauchten auf. In der Mitte des Sees bildete sich ein ungewöhnliches Loch, woraufhin wie aus dem Nichts ein großes blaues Wesen erschien. Es sah aus wie ein Seepferdchen, der Vorderkörper ähnlich wie bei einem Pferd und der Hinterleib schlangenförmig. Das erinnerte mich in diesen Moment an meinen Ausflug, den ich mit meiner Klasse in ein großes Aquarium gemacht hatte. Da sahen wir auch winzige Seepferdchen, aber diese Kreatur, die vor uns stand, war riesengroß. Da sagte das gigantische Seepferdchen:
„Wieso habt ihr mich gerufen?“ Bevor wir etwas sagen konnten, sprach Jewa:
„Wir wollen in die Stadt Waterfairy. Hier ist ja der Eingang zur Stadt, oder?“ Da ertönte eine laute und kräftige Stimme, die von der Kreatur ausging:
„Ja, aber ich kann euch nicht einfach so in die Stadt lassen. Ich bin der Wächter der Stadt.“ Für Emilia und mich brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Wie konnten wir schlussendlich doch noch in die Stadt kommen? Sie würde in einigen Tagen zerstört, so viele Wesen würden ihr Leben lassen und das nur, weil wir nicht rechtzeitig Alarm schlagen konnten. Jewa, die noch immer auf das Seepferdchen schaute, sprach wieder:
„Wir müssen möglichst schnell in die Stadt. Waterfairy ist in großer Gefahr.“ Doch das interessierte die Kreatur nur wenig. Sie wollte gerade wieder untertauchen, als plötzlich Emilias und mein Stab aufleuchteten. Wir waren völlig erstaunt. Wieso leuchteten sie in diesem Moment auf? Jewa schaute uns auch mit großen Augen an und fragte: „Was soll das jetzt?“ Wir schüttelten mit den Köpfen und erwiderten, dass wir auch nicht wussten, wieso sie wieder leuchteten. Die Kreatur sah alles aus der Ferne und war fasziniert von diesem grellen und warmen Licht.
„Ich habe das Gefühl, dass ihr den Elfen in Waterfairy nichts tut sondern aus einem bestimmten Grund in die Stadt wollt“, sprach das Seepferdchen, das wieder näher auf uns zugeschwommen war. Emilia und ich sagten:
„Ja die Stadt ist in großer Gefahr. Wir müssen herausfinden, was wir tun können!“ Daraufhin öffnete die Kreatur ihren gigantischen Mund und drei große Blasen flogen aus diesem heraus. Wir bedankten uns bei ihm für seine Hilfe und in diesem Moment erlosch das Licht wieder. Unsere Zauberstäbe waren wieder völlig normal. Jewa dankte, dass sie auch mitgehen konnte. Doch vor uns flogen nur drei große Luftblasen; wie sollten uns diese in die Stadt bringen? Als das Seepferdchen seinen Kopf schüttelte, bewegten sich die Blasen vorwärts. Diese umschlangen unsere ganzen Körper und boten uns eine Art Schutzhülle. Wir wussten nicht, was mit uns geschehen würde und fragten deshalb vorsichtshalber mal nach:
„Was hat das mit den Luftblasen auf sich?“ Wie sollen sie uns helfen?“, fragte ich das Seepferdchen. Doch dieses sagte nur, dass die Luftblasen niemals platzen würden. Sie sind völlig widerstandsfähig und sogar eine Spitze konnte sie niemals zum Platzen bringen. Wir sollten ihm vorerst vertrauen. Doch dies reichte uns nicht und dieses Mal war es Emilia, die laut schrie, was er denn mit uns vorhätte.
„Seid doch einfach mal ruhig! Vertraut mir“, antwortete das Wesen. Jewa hatte keine Angst, sie war völlig hingerissen von der Blase. Wir beide brüllten weiter als plötzlich die Luftblasen langsam vom Boden abhoben und ins Wasser tauchten.
Wir schlossen genau in dem Moment unsere Augen und als wir sie wieder öffneten, waren wir im Unterwasser. In den Blasen war Luft für uns, sodass wir unter Wasser atmen konnten. Die Luftblasen bewegten sich wie aus Zauberhand; oder war es doch die Strömung des Wassers, die die Blasen bewegte? Doch das war uns in diesem Augenblick völlig egal. Man sah überall Quallen, die in dieser Welt, wenn sie schwammen, wie Sterne am Himmel leuchteten. Wenn sich uns eine näherte, wurde sie von der Luftblase ein wenig weggeschleudert. Es gab auch Korallen in wunderschönen, verschiedenen Farben. Überall schwammen auch kleine und große Fische an uns vorbei. Einige waren gepunktet, andere waren dünn oder lang. Es gab auch verschiedene Muscheln, die am Boden lagen, außerdem Krebse in einer orangen Farbe, die miteinander kämpften. Sogar die kleinen rundlichen Steine, die auf dem Boden lagen, waren nicht grau oder schwarz, sondern erstrahlten in freundlichen und warmen Tönen. In der Ferne schwamm auch eine große und lange Seeschlange, die auf Beutesuche war. Sie glitzerte überall, ähnlich wie Edelsteine, nur ihr Kopf war dunkelblau. Wir waren fasziniert von diesem Schauspiel und wussten nicht, wo wir als Erstes hinschauen sollten. Jeder wollte dem anderen etwas zeigen. Ich war von den Korallen angetan und hatte solch eine Farbenpracht noch nie gesehen. Emilia interessierte sich mehr für die Unterwassertiere und Jewa war völlig von der Rolle. Sie hatte so was noch nie in ihrem gesamten Leben gesehen. Das war das Schönste, das ich bis jetzt in dieser Welt mitgenommen hatte, doch ein Hintergedanke sagte mir, dass dies alles zerstört werden würde. Allerdings in diesem Moment genoss ich unsere kleine Reise. Emilia war sogar etwas sauer, dass sie die Fische aus der Luftblase nicht anfassen konnte, doch sie beruhigte sich schnell wieder und genoss dieses Abenteuer sehr. Auf einmal tauchte vor uns ein kleine Unterwasserhöhle auf, wo die Blase auch hineinschwamm. Als wir uns immer weiter in das Innere der Höhle bewegten, verschwand auch das Wasser plötzlich. Man könnte meinen, dass das Wasser durch eine Mauer zurückgehalten wurde. Die Luftblase, die nur einige Meter vom Boden flog, löste sich auf und wir standen wieder mit unseren Füßen auf festem Gestein.
Als wir nach vorne schauten, entdeckten wir ein Schild, auf dem „Willkommen in Waterfairy!“ stand. Wir befanden uns also vor dem Eingang zur der Stadt. Die Decke der Höhle wurde in diesem Abschnitt immer höher. Wir konnten nicht abwarten, die Stadt zu sehen und liefen durch das Portal. Überall standen Wasserbrunnen, blaue Riesenpflanzen und kleine Wesen, die hin und her flogen. Ein lautes „Wow“ ließ Emilia los und auch ich war erstaunt, dass es eine solche Stadt unter Wasser gab.
Wir nahmen die erste Straße, die uns ins Innere der Stadt führte. Überall wurden wir mit großen Augen angeschaut und wir hörten auch manchmal jemanden flüstern:
„Welche Wesen sind das? Werden sie unsere Stadt einnehmen?“ Im Vorbeigehen schauten wir sie mal genauer an. Die Wesen, die nur einige Meter vor uns standen, waren Wasserelfen. Die weiblichen trugen ein eng umschlungenes, blaues Kleid, das mit einer kleinen Brosche die Taille umschlang. Die männlichen hatten ein seidenes, weißes Hemd mit einer Art Gürtel an. Am Kopf hatten sie kleine Fühler und waren auch etwas kleiner als die Weibchen. Die Haare waren bei allen fast durchsichtig und ihre Flügel leuchteten hellblau.
Als wir dann zu einer kleinen Brücke kamen, stand eine Elfe mit einer Angel da und fischte. Dieses Bild war für mich neu, denn in unseren Büchern auf der Erde konnten Wasserelfen im Wasser leben. Wieso hier dann nicht? Emilia war genau so schlau wie ich. Wieso tauchte sie nicht einfach ins Wasser und wie kommt eigentlich soviel Wasser in die Stadt, die unter der Erdoberfläche liegt?
Während wir der Elfe immer näher kamen, stand sie auf und wollte gerade wegfliegen, aber Emilia packte das kleine Etwas am Arm und hielt es so fest sie konnte. Sie fuhr die Elfe an:
„Wieso wolltest du jetzt wegfliegen? Wir sind keine dunklen Kreaturen. Wir sind nur Reisende!“
Die Wasserelfe, die versuchte, sich loszureißen schrie zurück:
„Was seid ihr denn für Wesen? Ich habe euch noch nie gesehen! Was macht Ihr hier in der Stadt?“ Ich war vollkommen erschrocken darüber, wie Emilia die Elfe anpackte.
„Will Emilia, das kleine Ding etwa töten oder was?“, dachte ich mir. Doch Jewa, die das ganze nicht mehr länger mit ansehen konnte, befreite die Wasserelfe aus den Fängen von Emilias Händen. Die Elfe schnappte nach Luft und legte ihren Gürtel wieder eng an die Taille. Sogar ihre Brille, die durch Emilia auf den Boden gefallen war, war unversehrt und zierte wieder das Gesicht der Elfe. Er sah uns mit mieser Miene an, doch als wir uns vorstellten und ihm erklärten, wieso wir hier sind, war sein Interesse geweckt.
„Wo liegt denn die Erde und wieso müsst ihr uns warnen?“, fragte das Wesen, das völlig von der Rolle war. Da ergriff ich das Wort:
„Die Erde ist ein anderer Planet. Die dunklen Kreaturen haben einen großen Wasserstrudel erzeugt und dieser wird in einigen Tagen auf der Erdoberfläche eintreffen und ein dickes Loch in den Boden rammen. Dadurch würde hier die Felswand auseinanderbrechen und die ganze Decke würde auf die Stadt fallen und alles begraben. Wir drei sind hier, um ihn aufzuhalten.“
Das Wesen rief plötzlich:
„Wieso sagt ihr das nicht sofort? Wir müssen schnellstens zur großen Wasserbibliothek, da könnt Ihr vielleicht etwas finden. Kommt schnell!“
Er flog geschwind davon. Wir hatten große Mühe, ihm zu folgen. Kurz darauf bogen wir in eine Geschäftsstraße ein, wo Wasserfeen brüllten: „Frische Fische! Kleine Bögen! Heilkräuter und Heiltränke! Kauft bei uns ein!“ Auf einmal bog Fairy, wie er sich kurzerhand vorgestellt hatte, nach links ab und wir sahen von weitem ein großes Bauwerk. Vor dem Gebäude spielten und lachten die kleinen Wesen. Fairy erzählte uns, dass das die Wasserschule sei. Als ich das hörte, dachte ich an meine Schule, an meine Klassenkameraden und sogar an meine Lehrer. Aber ich hatte keine Zeit, mir darüber viele Gedanken zu machen, denn jetzt kam wieder eine Kreuzung, wo wir wieder nach links abbogen.
Kleine Laternen erhellten die Straße und die Häuschen, die sie säumten. Ganz hinten sahen wir ein großes Gebäude und Emilia staunte nicht schlecht, denn es war wirklich gigantisch. Es ragte hoch in die Luft, hatte eine rundliche Form und oben auf der Spitze glänzte ein blauer Edelstein. „Wie ist dieser Stein jetzt wieder hier hergekommen? Die kleinen Elfen konnten ihn niemals bis in die Stadt gebracht haben“, grübelte ich vor mich hin. Emilia war natürlich wieder von dem Funkeln fasziniert und Jewa lief zu einem großen Brunnen in Form eines Fisches und spritzte mich mit eiskaltem Wasser nass. Aber das bedeutete Krieg, ich lief zu dem linken Brunnen und schoss Wasser auf Jewa. Wir beide lachten und hatten unglaublichen Spaß, bis Emilia schrie: „Was tut ihr? Wir sind nicht hier um Spaß zu haben. Jede Minute zählt!“ Wir hörten sofort auf und es herrschte ungenehme Stille. Fairy öffnete daraufhin die Tür, die mit einem quietschenden Geräusch aufschlug. Wir erschraken und da brüllte auch schon Fairy: „Los jetzt, wir gehen rein. Hier ist die Wasserbibliothek.“ Vor uns tauchte wieder ein Brunnen auf, der in der Mitte des Raumes stand. Wir drehten unsere Köpfe und sahen die riesige Menge von Büchern und die Feen, die hin und her flogen und in den Büchern lasen. Daraufhin rief Fairy, der schon an der Treppe stand: „Los jetzt, wir müssen in die zweite Etage.“
Als wir Treppen hinaufstiegen, fragte Emilia: „Wie willst du eigentlich wissen, dass wir in die zweite Etage müssen?“ Nun antwortete Fairy: „Da sind Bücher über Wasserelemente und Wasserkatastrophen. Vielleicht finden wir etwas, das uns helfen könnte.“
„Wäre es nicht einfacher gewesen einen Bibliothekar aufzusuchen?“, überlegte ich mir. Doch eigentlich hatte ich solch eine Person hier nirgendwo gesehen, deshalb fragte ich Fairy. Aber dieser wusste nicht mal, worüber ich mit ihm sprach. Emilia erklärte ihm, was ein Bibliothekar so machte. Später als sie endete, meinte Fairy: „Solch eine Person gibt es hier nicht. Wir müssen alles selbst suchen.“ Aber das war leichter gesagt, als getan. Wir gingen jedes Buch durch. Nach fünf Stunden Sucherei hatten wir es aufgegeben.
Wir saßen in einer Ecke dicht beieinander und ließen die Köpfe für einige Momente hängen. Jewa ging noch andere Regale durch, aber auch da fand sie nichts Brauchbares. Es wurde schon dunkel draußen, aber wir suchten noch immer.
Plötzlich rief Jewa auf:
„Kommt mal her. Ich glaube, ich habe was gefunden, was uns vielleicht weiterhelfen könnte.“ Vor ihr lag ein kleines Buch, wo kleine Regentropfen drauf gemalt waren. Sie öffnete langsam das Buch und was hervorkam, waren seltsame Zeichen, wie wellenförmige Kreise, was Wasser bedeuten sollte, Bilder von Wellen und Wasserblasen. Fairy, der offensichtlich das Buch kannte, antwortete:
„Das ist das Buch des Wassers. Alle Wasserelemente sind darin genau beschrieben.“ Wir entschieden daraufhin, das Buch für einen Tag auszuborgen. Draußen angekommen sahen wir, dass es schon stockfinster war und Fairy fragte:
„Wo werdet ihr heute schlafen?“
Ich antwortete: „Keine Ahnung!“
„Leider könnt ihr auch nicht bei mir schlafen“, sagte Fairy mit trauriger Stimme. „Mein Haus ist zu klein für mehrere Gäste, aber ich kenne hier ein Hotel in der Nähe.“ Er führte uns direkt vor das Hotel und verabschiedete sich von uns. Als er gerade gehen wollte, sagte er noch: „Haltet mich auf dem Laufenden. Ich bin jeden Tag morgens auf der Brücke zum Fischen.“ Wir nickten und sagten ihm [nochmal]: „Danke für alles. Wir melden uns bei dir.“
Das Hotel war wunderschön, alles glitzerte wie Eis und man bemerkte, dass es schon ein sehr teures Hotel sein musste. Wir gingen sofort zur Rezeption und mit der Idee, dass wir in den nächsten Tagen im Hotel aushelfen würden, bekamen wir auch Zimmer zum Schlafen und sogar ein kleines Armband, sodass wir alles benutzen konnten.
Zuerst natürlich machten wir uns auf den Weg zum Essensraum, wo es gerade ein Buffet gab. Vor unseren Augen waren große Schüsseln, Töpfe und schöne dekorierte Teller aufgereiht. Ich las auf einem kleinen Schild, das immer vor dem Gericht stand: Riusfisch mit gelben Alubisen. Auf der anderen Seite stand ein Essen mit komischem Fleisch, dessen Geruch in unsere Richtung flog. Emilia stand schon bei dem Dessert. Crème à la Puteris, eine grasgrüne Crème und bei frischem Obst wie etwa Ertuse, eine violette süße Frucht. Jewa machte schon die Salate unsicher. Diese waren herrlich auf den Tellern dekoriert. Einige Salatblätter waren blau und einige orange. Jewa füllte ihren Teller bis zum Rand nur mit Salat. Die Farbe des Grünzeugs hatte mich in die Flucht geschlagen. Ich würde lieber beim Fleisch und Fisch bleiben. Doch am Ende hatte ich trotzdem noch etwas Gemüse gefunden. Auf dem Schild stand: Puirse. Aber ich sah das Gemüse als Bohnen an. Langes Gemüse, nur die Farbe war nicht grün sondern hellblau. Auf der Suche nach einem Tisch bemerkte ich Emilias Lachen und fragte sie: „Was mit ihr los sei?“ Als wir einen Tisch in einer ruhigen Ecke fanden und uns gerade gesetzt hatten, antwortete Emilia zurück:
„Es ist unser erstes richtiges Essen hier in dieser Welt. Jedes Gericht sah wundervoll aus, doch ich hoffe mein Magen hält es aus.“ Ich nickte und beförderte meine erste Gabel mit dem Fleisch zu meinem Mund. Daraufhin sah ich, dass Emilia auch kräftig zugeschlagen hatte. Ihr Teller war bis zum Rand voll. Nur Jewas Teller gefiel mir absolut nicht. Wie konnte man nur Salat essen? Doch Jewa strahlte bei jedem Bissen und auch ich war froh darüber. Wir alle drei gingen noch mal zurück und befüllten wieder bis zum Rand unsere Teller. Nach dem Essen sahen wir uns noch ein wenig im Hotel um. Es gab riesige Shops, wo die Händler alles Mögliche verkaufen. Es fing bei Mützen an und endete bei den Schuhen. Natürlich gab es auch jede Menge Dekorationen und für die Mädchen glänzende Schmuckstücke. Wir sahen uns in einem Shop um, der nur Gewürze verkaufte. In dem ganzen Laden bekam man herrliche Gerüche in die Nase. Man konnte sogar ab und zu Informationen erhalten welche Gewürze extra geeignet sind für besondere Gerichte. Als wir den Laden verließen, sahen wir auf der anderen Seite eine Menge, die auf etwas blickte. Wir liefen natürlich sofort hin und sahen, wie ein Koch vor den Augen der Wesen sein Gericht kochte. Ich kannte so was nur aus dem Fernsehen, wo die Köche alles vor den Augen der Menschen frisch zubereiten und das alles in einer besonderen und gefährlichen Show, wo es brannte und leuchtete. Wir sahen uns einige Minuten das Schauspiel an und verließen den Raum wieder. Der Weg führte uns dann nach links und wir fanden uns vor einem riesigen Casino wieder. Die Glastür wurde von zwei kräftigen Wasserelfen bewacht, die uns sagten, dass wir noch zu jung wären, um hineinzugehen. Wir schauten nur kurz durch die Gläser und ich bemerkte einen Pokertisch. Emilia lachte daraufhin laut auf:
„Mensch, die Wasserelfen zocken aber auch ganz schön.“ Wir drehten uns wieder um und gingen weiter. Auf dem Weg erklärten wir Jewa, was die Wesen in dem Casino tun, denn das kleine Blumenmädchen hatte keine Ahnung was in diesem Raum vor sich gegangen war. Der Abend war schnell angebrochen und so gingen wir nur kurz in die Hotelbar und tranken einen Cocktail mit frisch gepresstem Saft. Die Theke war mit kleinen blauen, hellblauen und hellgrünen Leuchten verziert. In dem Raum gab es auch eine kleine Bühne, wo gerade eine Show stattfand. Wir schauten noch bisschen und entschieden uns dann aber in unser Zimmer zu gehen. Morgen mussten wir ja schon anfangen zu arbeiten. Das Essen und den gesamten Aufenthalt mussten wir ja irgendwie bezahlen. Unsere Zimmer waren nicht die größten und schönsten, doch reichten sie völlig aus. Im Bett überlegte ich mir: „Wie lange wir nur arbeiten müssen, um das alles zurückzubezahlen. So wie das Hotel aussieht, ist es schon eins für Reiche.“ Mit diesen Gedanken schlief ich gemütlich ein und war der Letzte, der an diesem Abend die Augen schloss.
Am nächsten Morgen arbeitete ich in der Küche, während Emilia und Jewa im Speisesaal tätig waren. Den zwei Mädchen half eine junge männliche Fee. Nach wenigen Minuten waren sie auch schon in einem Gespräch. Wairy, wie die junge Fee hieß, erzählte ihnen, dass dieses Hotel seiner Familie gehörte. Sein Vater arbeitete in der Küche, seine Mutter als Chefin des Hotels und er sei dafür zuständig, dass alles gut aussähe und den Gästen gefiel. Was Emilia seltsam fand war, dass er keine Angst vor ihr hatte. Kurz darauf fragte Emilia ihn, warum er denn vor ihr keine Angst hätte. Er meinte nur, dass in dieser Welt viele Lebewesen und Kreaturen lebten, die er noch nie gesehen hätte. Emilia erzählte ihm alles, was sie und ich bis jetzt erlebt hatten und dass sie und ich Menschen wären. Er lächelte aber nur und sagte daraufhin: „Dann habt ihr ja ganz schön was erlebt und ihr als Auserwählte müsst bestimmt noch viel machen“ Während Emilia mit Wairy im Gespräch vertieft war, spielte Jewa mit dem Geschirr. Sie wollte gerade eine Packung Servietten aufmachen, als es auch schon passierte. Die Servietten fielen in alle Richtungen auf den Boden. Daraufhin sahen Emilia und Wairy zu ihr hin und fingen an, laut zu lachen. Die zwei waren schon so gute Freunde, dass man meinen könnte, dass sie sich schon Jahre kennen würden. Ich war froh, dass Emilia wieder so glücklich war, aber bevor ich etwas machen konnte, rief auch schon wieder jemand: „Willst du auch mal wieder was machen oder schaust du deine Freundin den ganzen Tag nur an?“ Ich blickte böse nach hinten und ging wieder zurück an die Arbeit.
Als der erste Tag sich dem Ende zuneigte, kam Fairy ins Hotel und flüsterte mir ins Ohr, dass er noch immer nichts gefunden hätte, um den Strudel aufzuhalten. In diesem Moment stand Wairy gerade hinter mir und hörte das gesamte Gespräch mit. Er setzte sich zu Emilia und diese stellte erstmal Fairy und mich vor. Sie sagte außerdem, dass sie Wairy trauen konnten. Er hätte sogar vielleicht eine Idee dazu.
Kurze Zeit später waren wir alle mit Wairy gut befreundet und auch er half bei einer Lösung. Mit Wairys Hilfe schrieben wir einige Ideen auf ein Stück Papier. Plötzlich stand Jewa auf, lief auf mich zu und fragte, ob sie meinen Schlüssel zu meinem Zimmer bekommen könnte. Ich hatte nichts dagegen und gab ihn ihr. Sie lief sofort los und kam nach wenigen Minuten mit meinem Rucksack herunter, denn sie wollte mal auf der Karte etwas nachschauen. Als sie den Rucksack öffnete, fiel die blaue Kugel genau auf Wairys Schoß und als er sie berührte, begann sie blau aufzuleuchten.