Nach einem
Fußmarsch von etwa vierzehn Minuten erreichten wir den Wald. Vor uns ragten
große orange und dunkelblaue Bäume in den Himmel, der in einem feurigen Rot
schimmerte. Als wir den Forst betraten, entdeckten wir überall seltsame kleine
Blasen, die langsam in den Himmel flogen. Daraufhin sahen wir genauer hin und
man konnte merkwürdige Vögel auf den Ästen sehen. Es waren keine gewöhnliche Federtiere, denn wenn sie ihre Schnäbel öffneten, gab es nicht das
erwartete Zwitschern, sondern rosa schimmernde Bläschen. Die in Federn gekleideten Tiere waren etwas kleiner,
die Flügel strahlten in wunderschönem Gold. Auch die Pilze, die am Boden
wuchsen, waren außergewöhnlich. Die Köpfe von ihnen waren unglaublich groß und
kleine schwarze Kulleraugen sahen uns an. Sobald wir ihnen zu nahe kamen,
rannten sie davon und man konnte in einiger Entfernung nur noch ihre roten
Pilzköpfe mit den weißen Punkten erkennen. Die Champignons waren genauso
schnell wie andere Tiere. Sie hatten ein Eigenleben und wurden nicht als essbares
Gemüse angesehen. Mit dieser Situation merkte ich sofort wieder, dass ich in
einer anderen Welt gerade lebte. Auf der Erde würde sowas nie passieren.
Links von uns rauschte ein kleiner Fluss vorbei, in dem wieder kleine Fische schwammen, die dieses Mal gelbe Punkte, eine rote Kiemenfarbe und silberne Schuppen hatten. Auch kleine schwarze Krebse stritten um ihr Essen. Der Weg entlang des Flusses war von wunderschönen, roten Blumen verziert. Nach all diesen zauberhaften Eindrücken beschlossen wir, einen geeigneten Schlafplatz aufzusuchen, den wir auch nach kurzem Suchen fanden. Um uns herum waren diese großen Bäume, die in verschiedenen Farben wie gelb, rot oder violett in den Himmel ragten. Wir konnten von unserem Platz aus auch wieder den Fluss sehen, an dem wir vorher vorbeigegangen waren. Dieser war nur einige Meter von uns entfernt und wir entdeckten ein kleines weißes pferdeähnliches Wesen mit seinem etwas kleineren goldenen Horn an der Stirn. Ich hatte mal gelesen, dass diese Tierchen als Einhörner bezeichnet werden oder als Fabelwesen. Neben ihm stand von der Statur her ein etwas kräftigeres Einhorn. Dieses musste die Mutter sein, denn sie ließ ihr Kleines nicht aus den Augen. Die Ohren waren bis aufs äußerste gespitzt und auch ihr großes spitzes goldenes Horn war zum Kampf bereit. Es war ein unglaubliches Schauspiel, sogar die Anderen aus unserer Gruppe, die hier in der Welt lebten, waren noch nie so nahe bei Einhörnern gewesen. Ihre schneeweiße Haut schimmerte glänzend, wenn die gleißenden Sonnenstrahlen auf sie schienen. Niemand von uns bewegte sich. Alle ließen die Augen nicht mehr von den Tierchen. Als sie ihren Durst gestillt hatten, ging das Kleine mit seinen gespaltenen Hufen in das glasblaue Wasser und wusch seine schneeweißen geöffneten Flügel. Später rannte es wild umher und ließ das Nass aufspritzen. Dabei wedelte es seinen Schwanz umher, der gleichgestellt werden könnte mit einem Schwanz von einem Löwen. Nur dieser hier glänzte in Weiß. Aus Angst ließ die Mutter einen lauten Ruf ertönen und die Beiden waren augenblicklich verschwunden.
Von da an konnte man auch wieder das Atmen von den anderen hören. Alle waren heilfroh, dass sie in ihrem Leben sowas schönes gesehen hatten. Emilia sprach noch nach einigen Stunden darüber, wie süß das winzige Tierchen war und über ihren Körperbau. So verging die Zeit wie aus Zauberei und die Dunkelheit brach langsam herein. Wir machten es uns auf dem weichen Moos gemütlich und waren nach kurzer Zeit auch schon in der Welt der Träume. Meine Gedanken schweiften zu vergangenen Zeiten ab. „Ob es meiner Mutter zu Hause gut geht? Sie macht sich bestimmt schon Sorgen. Es muss schrecklich sein nicht zu wissen wo sich der eigene Sohn befindet. Ich sah meine Mutter an dem Küchentisch sitzen, ihre Hände ins Gesicht gebeugt und Tränen liefen langsam an ihren Wangen herunter. Ich bekam auch ein seltsames Gefühl voller Trauer, obwohl ich gerade schlief. Plötzlich veränderten sich die Bilder und ich stand seelenalleine in einem großen Gebäude, was sich als Bahnhof entpuppte. Denn ich sah die Sitzplätze für die Reisenden, die in meiner Welt immer auf die Bahn warteten oder genüsslich ihr Brötchen aßen. Außerdem stand ein Wagon auf den Gleisen. Wieso war ich hier? Wo sind die ganzen Menschen hin? Ich drehte mich langsam um und vor mir bewegten sich zwei Schatten auf mich zu. Diese waren völlig schwarz vermummt und hatten eine glänzende Kette in Form eines Totenkopfes um ihren Kopf. Augen mit einem bedrohlichen Schimmer sahen mich finster an, meine Beine und dann auch der Rest meines Körpers begann zu zittern.“. Wieso hatte ich vor diesen zwei Wesen Angst? Erinnerten sie mich vielleicht an die dunklen Kreaturen oder an eine andere bedrohliche Person? Bevor ich herausbekam, welche unter den Kapuzen versteckt waren, wurde ich von lauten Rufen aus meinem Traum geweckt. „Ist bei dir alles okay“, fragte mich Emilia mit einer ängstlichen wirkenden Stimme.
Ich nickte und sah zu den anderen, die sich auch aufgerappelt hatten. Ich stand langsam auf, war noch etwas benommen und ging zu dem kleinen Bach. Das Wasser war eiskalt doch gerade das brauchte ich in diesem Moment. Was war das für ein Traum und … wer war das unter den Mänteln. Als alle anderen fertig waren, setzten wir unsere Reise fort. Niemand wagte mich zu fragen, was ich schreckliches geträumt hatte.
Wir passierten wieder den Weg entlang der bunten Bäume und kamen wieder auf einen Art Wanderweg, dem wir folgten. Nach nur ein paar Schritten erblickten wir ein Schild mit der Aufschrift: "Ihr befindet euch im magischen Geisterwald. In ungefähr zwei Tagen solltet ihr den Wald passiert haben."
Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor“, gab Hyos in die Runde. Er überlegte einige Sekunden und sagte uns mehr über den Namen. „Also, wenn ich richtig liege, heißt der Wald so, weil Seelen von gefallenden Wesen in ihm herumschwirren. Viele sind schon durch diesen Wald gegangen und berichteten von geheimnisvollen Geistern.“ Uns schauderten die Knie, als wir Geister gehört hatten. „Eigentlich sind sie aber friedlich. Niemand wurde bisher getötet. Die Reisenden waren oftmals nur ein paar Tage voller Angst.“ Damit legte sich das Zittern und wir folgten langsam dem Weg Richtung Geisterwald.
Wir schritten immer weiter in den Wald hinein. Langsam wurden auch alle etwas wacher, denn sie sprachen endlich mal wieder. Hinter mir hörte ich Emilia mit Jewa reden. Es musste über ihr Leben auf der Erde gehen, denn sie sprach über ihre kleine Cousine. „Sie ist fast so alt wie du, Jewa, nur eben nicht so mutig“, antwortete das Mädchen. Das Blumenmädchen lächelte übers ganze Gesicht und Wairy gab ihr einen kleinen Schups.
„Hey, was soll das? Wieso schupst du mich“, schrie Jewa. Bevor die Wasserelfe sich verteidigen konnte, drehte ich mich um und fragte, ob sie mal ruhig sein könnten. Sie starrten mich mürrisch an und ehe Jewa wieder ihren Kommentar loslassen konnte, ging Emilia in die Mitte. „So ich gehe dann mal wieder zwischen euch.“ Sie lachte mich an und auch ich drehte mich wieder um und redete einige Wörter mit Hyos. Er war ein sehr interessantes Wesen. Doch hatte er auch seine Geheimnisse. Wenn ich Fragen stellte über früher dann wich er mir gekonnt aus. So ließ ich es lieber sein und redete über unsere bisherige Reise. „Also wie du schon weißt, kommen Emilia und ich von der Erde und wir leben in Sacramento“, fing ich an.
„Erzähl mir mehr über deine Stadt“, sagte Hyos.
„Okay natürlich“, antwortete ich ihm zurück. Sacramento liegt im US-Bundesstaat Kalifornien und ist bekannt für seine zwei wunderschönen Museen. Zuerst ist da das Pioniermuseum Fort Sutter und das California State Railroad Museum, eines der besten Eisenbahnmuseen der USA. Es herrscht immer ein mediterranes Klima mit milden, meist feuchten Wintern und warmen, trockenen Sommern. Viele Menschen der Stadt arbeiten beim Obstanbau, oder in der Konserven-, Maschinen-, Automobil-, Holz- und Nahrungsmittelindustrie.“ Als ich aufhörte, nickte er nur mit dem Kopf. Ich wusste ganz genau, dass er nichts von alldem verstanden hatte. „Kommen wir jetzt zu dieser Welt hier! Wir waren am Anfang im Heimatdorf von Jewa namens Tebu. Da haben wir von der Wahrsagerin Teburis erfahren, dass wir die Auserwählten sind und uns auf den Weg machen sollten nach Waterfairy.“
„Oh meine alte Freundin Teburis. Wie geht es denn der alten Oma“, erkundigte sich Hyos bei mir.
„Ehm ich glaube ihr geht es gut“, antwortete ich zurück. „Dann erzähl bitte weiter. Was ist alles danach passiert?“, wollte Hyos wissen.
„Emilia und ich trafen Jewa, die danach, wie du siehst, mit uns gekommen ist. Am Anfang war sie eher schüchtern doch das hat sich im Laufe unserer Reise geändert“, sagte ich zu Hyos.
„Oh Gott, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie ich Jewa kennengelernt habe, ist sie sehr stark und redet auch viel“, murmelte Hyos.
„Ja! Also nach dem Kennenlernen haben wir eine Höhle passiert und wurden das erste Mal von den dunklen Kreaturen angegriffen. Unsere Dreikoms entwickelten sich im Kampf zu unseren Zauberstäben als wir in Gefahr waren. Nachdem haben wir die Earthmus kennengelernt, die aus ihrer Stadt Lightclud herausgeworfen sind. Natürlich haben wir ihnen geholfen. Danach haben wir vom Buch namens Zeisper erfahren, was in Waterfairy passieren wird“, berichtete ich Hyos weiter. Von einem sprechenden Buch wollte Hyos wissen. „Genau! Nachdem sind wir sofort nach Waterfairy gegangen und die restliche Geschichte haben wir dir ja schon erzählt“, sagte ich zu Hyos.
Am späten Nachmittag meldeten sich unsere Mägen und wir sahen uns nach etwas Essbarem um. Als ob der Wald wüsste, dass wir etwas brauchten, tauchten unweit von uns kleine Fruchtbäume auf. Wir liefen zu einem Baum und sahen auch die kleine, längliche grüne Frucht mit gelben Punkten. Jewa erkannte die exotische Frucht sofort. „Es ist Tiki Tiki Obst.“
„Bist du dir da auch ganz sicher“, fragte Wairy sicherungshalber nochmal nach.
„Ja sicher“, gab Jewa ihm als Antwort. „In dem Wald nahe meines Heimatdorfes Tebu gibt es diese Frucht auch. Ich liebe ihren süßen Geschmack.“ Das kleine Blumenmädchen riss sie vom Baum ab und biss prompt hinein und war gewissermaßen im siebten Himmel. „Oh Gott, habe ich diesen herrlichen Genuss vermisst.“ Irgendwie warteten alle, dass Jewa zu Boden fiel, doch das Gegenteil traf ein. Sie pflückte sich noch eine und schlang sie herunter. Auch wir probierten sie endlich und uns schmeckte es auch.
Nachdem wir ein wenig unsere Magen gefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg, um einen geeigneten Platz zum Schlafen zu finden, da es bereits langsam dunkel wurde. Wir erblickten einen kleinen Hügel, worauf weiches olivgrünes Gras wuchs. Unsere Schlafstelle war gefunden, jetzt fehlte nur noch ein schönes warmes Lagerfeuer, weil es in dieser Nacht kälter werden würde, als in denen zuvor. Wir machten uns auf die Suche nach kleinen Ästen. Ich war mit Emilia unterwegs und wir fragten uns, wie wir eine Flamme entzünden sollten. Etwa auch so wie bei den Pfadfindern. Doch das Problem war schon gelöst als wir an unserem Platz wieder ankamen. Irgendjemand musste also Feuer machen können, aber wer. Als ich zu Jewa blickte, sah ich, dass sie etwas Kleines in ihrer Hand hielt. Auch Emilia hatte es entdeckt und fragte Jewa: „Was ist das denn?“ Sie schaute uns an und lächelte. „Mann, ich habe ganz vergessen, dass ihr nicht von hier seid. Das sind Maijokikäfer. Sie sondern ein helles Licht aus und wenn man es nah genug an Holz hält, bekommt man eine Flamme hin.“
„Das ist ja toll. Kann man die Käfer auch zu anderen Zwecken benutzen?“, antwortete Emilia zurück.
„Ehm, ich weiß nicht so recht“, sagte Jewa. Auch die anderen hatten keine Ahnung, wozu man sie noch sonst benutzen konnte. Deshalb setzten wir uns gemütlich hin und beobachten die Sonne, die langsam am Horizont verschwand. Nachdem sie untergegangen war, wurde es plötzlich eiskalt und eine frische Brise wehte. Die Tagestiere suchten ihre Behausungen während die nachtaktiven Tiere aus ihren Nestern kamen und sofort auf Beutesuche waren. Auf Grund des langen Fußmarsches dauerte es nur wenige Minuten, bis wir einschliefen.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort und es schien, als würde der Weg nie zu Ende gehen. Da es immer wärmer wurde, beschlossen wir, nach Biaose Ausschau zu halten. Diese Frucht besaß eine Flüssigkeit, die unseren immer stärker werdenden Durst stillen konnte.
Wairy hatte uns darauf gebracht, weil diese Frucht fast überall in der Elementarwelt wächst. Zu unserem Glück wuchs sie nicht weit von uns entfernt unter einer großen Pflanze, dessen Stiel grün und die Blätter blutrot waren. Emilia und Wairy bückten sich, um sie zu pflücken, und die Pflanze fing an sich zu bewegen. Man konnte jetzt genau ihr großes Maul mit den spitzen Zähnen sehen. Hyos, Jewa und ich schauten in diesem Moment in eine andere Richtung und hatten von der Situation nichts mitbekommen, als plötzlich zwei kreisförmige Etwas an uns vorbeirasten.
Wenig später hörten wir laute Schreie von Emilia und Wairy. Ruckartig drehten wir uns um und sahen den Kopf der Pflanze auf dem Erdboden liegen. Unsere beiden Weggefährten, die auch auf dem Untergrund lagen, richteten sich wieder auf. Eine Gestalt erschien und nahm etwas Kreisförmiges aus dem Hals der Pflanze. Sie sah uns an und fragte: „Ist bei euch alles okay? Das hätte auch schief gehen können. Mein Name ist Leyla Efi, und wer seid ihr?“ Natürlich stellten auch wir uns vor und bedankten uns bei ihr.
Gerade, als wir weiterziehen wollten, rief Leyla: „Hey, wollt ihr bei mir nicht etwas essen?“ Wir blieben augenblicklich stehen und schauten uns gegenseitig an.
„Sollten wir wirklich mitgehen“, fragte ich mich. Doch mein Magen wusste die Antwort sofort und auch die Anderen sahen mich an. Sie nickten und schauten zu unserer neuen Bekannten herüber. Diese wartete gespannt auf unsere Antwort.
„Was ist denn jetzt“, fragte die unbekannte Kreatur uns. Ich lächelte sie an und gab ihr die Antwort, dass wir gerne mitgehen würden, aber nur wenn es keine großen Umstände machte. „Nein, nein! Ich freue mich sogar wenn ich mal wieder neue Wesen kennenlerne“, antwortete Leyla. Wir gingen wieder zu ihr zurück und jetzt übernahm unsere neue Begleitung die Führung.
Auf dem Weg stellte Emilia eine Frage, die auch mir sofort auf der Zunge gelegen hatte, als wir sie getroffen hatten. „Sag mal Leyla, warum siehst du aus wie ein Mensch?“
Mit einem Lächeln antwortete diese: „Ich bin ein Naturgeist und verwandle mich in die Kreatur, die mich zuerst ansieht. Da du es warst, hab ich die Gestalt eines Menschen angenommen. Vor euren Augen werde ich jetzt ein Mensch bleiben.“
„Wow, dachte ich nur. Solche Wesen leben also auch in dieser Welt. Auf welche Kreaturen werden wir also noch alles treffen.“ Emilia kam aus dem Erstaunen nicht mehr heraus. „Ich finde es einfach mal super mit jemand anderen zu sprechen wie mit dir, David.“ Endlich kann ich mit meinen Problemen zu einem Mädchen gehen. Ich lächelte sie an und fand, dass Emilia noch nie so glücklich gewesen war wie in diesem Moment. Alle anderen lachten laut auf und auch Leyla kicherte.
Wir liefen eine Zeit lang quer durch den Wald bis wir vor uns ein kleines Haus erreichten. Dieses sah genauso aus wie auf der Erde. Es hatte viele Fenster, eine Tür, ein rotes Ziegeldach und war grau angestrichen. Ich fühlte mich sofort wie zu Hause. Doch dann kam mir ein merkwürdiges Gefühl über. Ich spürte es an meinem Körper. Es fühlte sich so an ob ich durch etwas ging. Bevor ich mich versah, war das kleine Haus verschwunden und auf dem Platz wo es vor einigen Minuten noch stand, zierte jetzt ein riesengroßes Schloss. Wir beobachteten es mit großen Augen.
Als Leyla unsere Blicke bemerkte, erklärte sie uns: „Dies ist die Zauberschule. Sie ist von einem Zauber umgeben, damit sie wie ein gewöhnliches, kleines Haus aussieht.“
„Man muss hier wirklich auf alles gefasst sein“, murmelte ich in die Runde.“ Alle lachten auf und Leyla führte uns hinein.
Die große braune Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen. Sofort fiel mir der gigantische Eingangsbereich auf. Hohe Steinkreaturen in Form eines Drachen standen vor der Wendeltreppe, die zur nächsten Ebene führen musste. Die Wand bestand aus dickem grauem Gestein und es hingen überall durchsichtige Kreise rum. Außerdem war der gesamte Bereich sehr hoch und Emilia beobachtete die ganze Zeit hohe Pflanzen, die mit Palmen vergleichbar waren. Überall saßen auch Wesen herum, die Schüler sein mussten in dieser Schule. Einige redeten leise, andere dagegen lachten oder schrien sogar. Was mich aber so faszinierte, war, dass diese Kreise die Farbe änderten. Wenn jemand schrie, wurden sie rot und auf der Decke fielen Lavabrocken hinunter, die sich in der Mitte des Raumes wieder in Luft auflösten. Beim normalen Reden waren es Schneeflocken die langsam herunter rieselten. Doch dann ertönte eine Klingel und alle Kreaturen liefen die Treppe hinauf und waren verschwunden.
Das alles erinnerte mich an meine alte Schule, wenn man mal von den Kreaturen absah. Daraufhin rief Leyla an der Treppe: „Wollt ihr da stehen bleiben?“ Wir hatten gar nicht bemerkt, dass sie sich von uns entfernt hatte. Wir liefen schnell zu ihr. Sie schlug uns vor, uns ihre Oma, die Direktorin der Zauberschule, vorzustellen.
Kaum hatten wir ausgesprochen, dass wir uns darüber freuen würden, rannte Leyla los. Wir hatten etwas Mühe, mit ihr Schritt zu halten, doch wir schafften es einigermaßen.
Kaum hatten wir eine Tür im Schloss erreicht, da riss Leyla sie auch schon auf und schrie: „Oma! Ich möchte dir meine neuen Freunde vorstellen.“
In diesem Moment wirbelte Staub auf und eine ältere, kleine und etwas rundliche Frau stand vor uns. „Hey Großmutter, ich hab neue Freunde gefunden und sie sind sehr hungrig. Sie haben sich im magischem Wald verlaufen und wurden fast von der Utapugipflanze gefressen.“
Wir bekamen es mit der Angst zu tun, als uns die Frau mit einem grimmigen Gesicht ansah und wir uns nicht trauten, auch nur einen Ton von uns zu geben. Anschließend jedoch fing sie an zu lächeln und stellte sich vor. Sie hieß Elfriede Efi und dass sie die Direktorin war, wussten wir ja bereits von Leyla. Natürlich stellten auch wir uns vor und die anfängliche Angst war wie weggeblasen. Die ältere Frau entpuppte sich als sehr nett. Ab und zu grinste sie uns sogar an und sie hatte so eine Art an sich, die man einfach mögen musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich Elfriede schon mein ganzes Leben kannte und bewunderte sie. „Leyla’s Großmutter musste fast so alt sein wie meine Oma auf der Erde“, dachte ich.
Elfriede erklärte uns, dass hier Kreaturen unterrichtet werden, die etwas Besonderes hatten, nämlich die Magie. Sie sagte uns auch, dass die meisten Schüler aus Blumar Rose, der Stadt der bezaubernden Rose stammen. Alle hörten gespannt zu, bis sie plötzlich aufhörte zu erzählen und Emilia und mich ansah. Folglich sagte sie: „Ihr seid Menschen oder. Ich bin ein Tasikumul, eine Gestalt, die sich in alles verwandeln kann. Aus diesem Grund habe ich, wie auch Leyla, die Gestalt eines Menschen angenommen. Emilia und David, hab ich Recht? Die Wahrsagerin Teburis hat mir bereits gesagt, dass Krieger des Lichts zu mir kommen würden.“ Emilia und ich mussten grinsen, als wir an unsere erste Begegnung mit Teburis nachdachten. „Sie sagte mir auch, dass ihr die Auserwählten mit den Dreikoms seid, die sich mit der Zeit aus irgendeinem seltsamen Grund in Zauberstäbe verwandelt haben. Jedenfalls seid ihr beide zu mir gelangt, um den richtigen Umgang mit der Magie zu lernen.“
Wir schauten sie mit großen Augen an und Emilia ergriff das erste Wort und sagte: „Wir hatten nicht vor hier zu landen.“ Elfriede bemerkte unser Bedenken und fügte hinzu: „Hier könnt ihr neue Zaubersprüche lernen und dadurch stärker werden, um die dunklen Kreaturen in der Zukunft besser zu besiegen. Ihr seid herzlichst eingeladen in dieser Schule zu lernen.“
Nun machte sie ein paar Handbewegungen in der Luft und vor uns tauchte ein riesiger Tisch mit Leckereien auf und Stühle, die rundherum eines großen viereckigen Tisches standen. Nur wenige Augenblicke später veränderte sich auch der Raum. Unter der Decke tauchten wie aus Zauberei fliegende Kerzen auf, die hin und her schwebten, an den Wänden waren wunderschöne Bilder, die sich auch mit der Zeit bewegten und in den Ecken standen große Topfpflanzen, die sich auch langsam bewegten und miteinander leise redeten. Plötzlich ratterte auch der Boden und Elfriede bat uns näher zu treten. Jetzt tauchte einige Meter vom Tisch eine riesige Sanduhr vor uns auf. Der Sand floss langsam nach unten, als alles unten war, drehte sich die Uhr automatisch und alles fing wieder von vorne los. Wir waren von diesem Schauspiel alle sehr begeistert und Elfriede bat uns sich zu setzen. Nachdem wir dieses getan hatten, sahen wir alles nochmal genauer an und waren begeistert, was gerade passiert war.
Während des Essens erklärte Leyla uns, welche Stunden in der Schule gelehrt wurden und wo sie stattfanden. Als wir mit dem Essen fertig waren, wedelte Elfriede erneut mit den Händen. Dieses Mal tauchten große und schwere Bücher, ein Schulplan und fünf kleine Rädchen auf, die uns als Blys vorgestellt wurden und die uns an normale Fahrräder erinnerten. Auf dem Stundenplan bemerkten wir, dass jeder von uns in der ganzen Woche nur zwei Fächer haben würde: Magie und heilende Kräuter. „Jeder von euch wird einen anderen Lehrer haben“ erklärte uns Elfriede. Weiter sagte sie: „So lange ihr hier seid, könnt ihr bei meiner Enkelin schlafen.“
Wir alle, auch Hyos, freuten uns auf die Schule. Gegen Mitternacht bedankten und verabschiedeten wir uns von Elfriede. Wir gingen hinaus, stiegen auf unsere neuen Blys und folgten Leyla.
Links von uns rauschte ein kleiner Fluss vorbei, in dem wieder kleine Fische schwammen, die dieses Mal gelbe Punkte, eine rote Kiemenfarbe und silberne Schuppen hatten. Auch kleine schwarze Krebse stritten um ihr Essen. Der Weg entlang des Flusses war von wunderschönen, roten Blumen verziert. Nach all diesen zauberhaften Eindrücken beschlossen wir, einen geeigneten Schlafplatz aufzusuchen, den wir auch nach kurzem Suchen fanden. Um uns herum waren diese großen Bäume, die in verschiedenen Farben wie gelb, rot oder violett in den Himmel ragten. Wir konnten von unserem Platz aus auch wieder den Fluss sehen, an dem wir vorher vorbeigegangen waren. Dieser war nur einige Meter von uns entfernt und wir entdeckten ein kleines weißes pferdeähnliches Wesen mit seinem etwas kleineren goldenen Horn an der Stirn. Ich hatte mal gelesen, dass diese Tierchen als Einhörner bezeichnet werden oder als Fabelwesen. Neben ihm stand von der Statur her ein etwas kräftigeres Einhorn. Dieses musste die Mutter sein, denn sie ließ ihr Kleines nicht aus den Augen. Die Ohren waren bis aufs äußerste gespitzt und auch ihr großes spitzes goldenes Horn war zum Kampf bereit. Es war ein unglaubliches Schauspiel, sogar die Anderen aus unserer Gruppe, die hier in der Welt lebten, waren noch nie so nahe bei Einhörnern gewesen. Ihre schneeweiße Haut schimmerte glänzend, wenn die gleißenden Sonnenstrahlen auf sie schienen. Niemand von uns bewegte sich. Alle ließen die Augen nicht mehr von den Tierchen. Als sie ihren Durst gestillt hatten, ging das Kleine mit seinen gespaltenen Hufen in das glasblaue Wasser und wusch seine schneeweißen geöffneten Flügel. Später rannte es wild umher und ließ das Nass aufspritzen. Dabei wedelte es seinen Schwanz umher, der gleichgestellt werden könnte mit einem Schwanz von einem Löwen. Nur dieser hier glänzte in Weiß. Aus Angst ließ die Mutter einen lauten Ruf ertönen und die Beiden waren augenblicklich verschwunden.
Von da an konnte man auch wieder das Atmen von den anderen hören. Alle waren heilfroh, dass sie in ihrem Leben sowas schönes gesehen hatten. Emilia sprach noch nach einigen Stunden darüber, wie süß das winzige Tierchen war und über ihren Körperbau. So verging die Zeit wie aus Zauberei und die Dunkelheit brach langsam herein. Wir machten es uns auf dem weichen Moos gemütlich und waren nach kurzer Zeit auch schon in der Welt der Träume. Meine Gedanken schweiften zu vergangenen Zeiten ab. „Ob es meiner Mutter zu Hause gut geht? Sie macht sich bestimmt schon Sorgen. Es muss schrecklich sein nicht zu wissen wo sich der eigene Sohn befindet. Ich sah meine Mutter an dem Küchentisch sitzen, ihre Hände ins Gesicht gebeugt und Tränen liefen langsam an ihren Wangen herunter. Ich bekam auch ein seltsames Gefühl voller Trauer, obwohl ich gerade schlief. Plötzlich veränderten sich die Bilder und ich stand seelenalleine in einem großen Gebäude, was sich als Bahnhof entpuppte. Denn ich sah die Sitzplätze für die Reisenden, die in meiner Welt immer auf die Bahn warteten oder genüsslich ihr Brötchen aßen. Außerdem stand ein Wagon auf den Gleisen. Wieso war ich hier? Wo sind die ganzen Menschen hin? Ich drehte mich langsam um und vor mir bewegten sich zwei Schatten auf mich zu. Diese waren völlig schwarz vermummt und hatten eine glänzende Kette in Form eines Totenkopfes um ihren Kopf. Augen mit einem bedrohlichen Schimmer sahen mich finster an, meine Beine und dann auch der Rest meines Körpers begann zu zittern.“. Wieso hatte ich vor diesen zwei Wesen Angst? Erinnerten sie mich vielleicht an die dunklen Kreaturen oder an eine andere bedrohliche Person? Bevor ich herausbekam, welche unter den Kapuzen versteckt waren, wurde ich von lauten Rufen aus meinem Traum geweckt. „Ist bei dir alles okay“, fragte mich Emilia mit einer ängstlichen wirkenden Stimme.
Ich nickte und sah zu den anderen, die sich auch aufgerappelt hatten. Ich stand langsam auf, war noch etwas benommen und ging zu dem kleinen Bach. Das Wasser war eiskalt doch gerade das brauchte ich in diesem Moment. Was war das für ein Traum und … wer war das unter den Mänteln. Als alle anderen fertig waren, setzten wir unsere Reise fort. Niemand wagte mich zu fragen, was ich schreckliches geträumt hatte.
Wir passierten wieder den Weg entlang der bunten Bäume und kamen wieder auf einen Art Wanderweg, dem wir folgten. Nach nur ein paar Schritten erblickten wir ein Schild mit der Aufschrift: "Ihr befindet euch im magischen Geisterwald. In ungefähr zwei Tagen solltet ihr den Wald passiert haben."
Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor“, gab Hyos in die Runde. Er überlegte einige Sekunden und sagte uns mehr über den Namen. „Also, wenn ich richtig liege, heißt der Wald so, weil Seelen von gefallenden Wesen in ihm herumschwirren. Viele sind schon durch diesen Wald gegangen und berichteten von geheimnisvollen Geistern.“ Uns schauderten die Knie, als wir Geister gehört hatten. „Eigentlich sind sie aber friedlich. Niemand wurde bisher getötet. Die Reisenden waren oftmals nur ein paar Tage voller Angst.“ Damit legte sich das Zittern und wir folgten langsam dem Weg Richtung Geisterwald.
Wir schritten immer weiter in den Wald hinein. Langsam wurden auch alle etwas wacher, denn sie sprachen endlich mal wieder. Hinter mir hörte ich Emilia mit Jewa reden. Es musste über ihr Leben auf der Erde gehen, denn sie sprach über ihre kleine Cousine. „Sie ist fast so alt wie du, Jewa, nur eben nicht so mutig“, antwortete das Mädchen. Das Blumenmädchen lächelte übers ganze Gesicht und Wairy gab ihr einen kleinen Schups.
„Hey, was soll das? Wieso schupst du mich“, schrie Jewa. Bevor die Wasserelfe sich verteidigen konnte, drehte ich mich um und fragte, ob sie mal ruhig sein könnten. Sie starrten mich mürrisch an und ehe Jewa wieder ihren Kommentar loslassen konnte, ging Emilia in die Mitte. „So ich gehe dann mal wieder zwischen euch.“ Sie lachte mich an und auch ich drehte mich wieder um und redete einige Wörter mit Hyos. Er war ein sehr interessantes Wesen. Doch hatte er auch seine Geheimnisse. Wenn ich Fragen stellte über früher dann wich er mir gekonnt aus. So ließ ich es lieber sein und redete über unsere bisherige Reise. „Also wie du schon weißt, kommen Emilia und ich von der Erde und wir leben in Sacramento“, fing ich an.
„Erzähl mir mehr über deine Stadt“, sagte Hyos.
„Okay natürlich“, antwortete ich ihm zurück. Sacramento liegt im US-Bundesstaat Kalifornien und ist bekannt für seine zwei wunderschönen Museen. Zuerst ist da das Pioniermuseum Fort Sutter und das California State Railroad Museum, eines der besten Eisenbahnmuseen der USA. Es herrscht immer ein mediterranes Klima mit milden, meist feuchten Wintern und warmen, trockenen Sommern. Viele Menschen der Stadt arbeiten beim Obstanbau, oder in der Konserven-, Maschinen-, Automobil-, Holz- und Nahrungsmittelindustrie.“ Als ich aufhörte, nickte er nur mit dem Kopf. Ich wusste ganz genau, dass er nichts von alldem verstanden hatte. „Kommen wir jetzt zu dieser Welt hier! Wir waren am Anfang im Heimatdorf von Jewa namens Tebu. Da haben wir von der Wahrsagerin Teburis erfahren, dass wir die Auserwählten sind und uns auf den Weg machen sollten nach Waterfairy.“
„Oh meine alte Freundin Teburis. Wie geht es denn der alten Oma“, erkundigte sich Hyos bei mir.
„Ehm ich glaube ihr geht es gut“, antwortete ich zurück. „Dann erzähl bitte weiter. Was ist alles danach passiert?“, wollte Hyos wissen.
„Emilia und ich trafen Jewa, die danach, wie du siehst, mit uns gekommen ist. Am Anfang war sie eher schüchtern doch das hat sich im Laufe unserer Reise geändert“, sagte ich zu Hyos.
„Oh Gott, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie ich Jewa kennengelernt habe, ist sie sehr stark und redet auch viel“, murmelte Hyos.
„Ja! Also nach dem Kennenlernen haben wir eine Höhle passiert und wurden das erste Mal von den dunklen Kreaturen angegriffen. Unsere Dreikoms entwickelten sich im Kampf zu unseren Zauberstäben als wir in Gefahr waren. Nachdem haben wir die Earthmus kennengelernt, die aus ihrer Stadt Lightclud herausgeworfen sind. Natürlich haben wir ihnen geholfen. Danach haben wir vom Buch namens Zeisper erfahren, was in Waterfairy passieren wird“, berichtete ich Hyos weiter. Von einem sprechenden Buch wollte Hyos wissen. „Genau! Nachdem sind wir sofort nach Waterfairy gegangen und die restliche Geschichte haben wir dir ja schon erzählt“, sagte ich zu Hyos.
Am späten Nachmittag meldeten sich unsere Mägen und wir sahen uns nach etwas Essbarem um. Als ob der Wald wüsste, dass wir etwas brauchten, tauchten unweit von uns kleine Fruchtbäume auf. Wir liefen zu einem Baum und sahen auch die kleine, längliche grüne Frucht mit gelben Punkten. Jewa erkannte die exotische Frucht sofort. „Es ist Tiki Tiki Obst.“
„Bist du dir da auch ganz sicher“, fragte Wairy sicherungshalber nochmal nach.
„Ja sicher“, gab Jewa ihm als Antwort. „In dem Wald nahe meines Heimatdorfes Tebu gibt es diese Frucht auch. Ich liebe ihren süßen Geschmack.“ Das kleine Blumenmädchen riss sie vom Baum ab und biss prompt hinein und war gewissermaßen im siebten Himmel. „Oh Gott, habe ich diesen herrlichen Genuss vermisst.“ Irgendwie warteten alle, dass Jewa zu Boden fiel, doch das Gegenteil traf ein. Sie pflückte sich noch eine und schlang sie herunter. Auch wir probierten sie endlich und uns schmeckte es auch.
Nachdem wir ein wenig unsere Magen gefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg, um einen geeigneten Platz zum Schlafen zu finden, da es bereits langsam dunkel wurde. Wir erblickten einen kleinen Hügel, worauf weiches olivgrünes Gras wuchs. Unsere Schlafstelle war gefunden, jetzt fehlte nur noch ein schönes warmes Lagerfeuer, weil es in dieser Nacht kälter werden würde, als in denen zuvor. Wir machten uns auf die Suche nach kleinen Ästen. Ich war mit Emilia unterwegs und wir fragten uns, wie wir eine Flamme entzünden sollten. Etwa auch so wie bei den Pfadfindern. Doch das Problem war schon gelöst als wir an unserem Platz wieder ankamen. Irgendjemand musste also Feuer machen können, aber wer. Als ich zu Jewa blickte, sah ich, dass sie etwas Kleines in ihrer Hand hielt. Auch Emilia hatte es entdeckt und fragte Jewa: „Was ist das denn?“ Sie schaute uns an und lächelte. „Mann, ich habe ganz vergessen, dass ihr nicht von hier seid. Das sind Maijokikäfer. Sie sondern ein helles Licht aus und wenn man es nah genug an Holz hält, bekommt man eine Flamme hin.“
„Das ist ja toll. Kann man die Käfer auch zu anderen Zwecken benutzen?“, antwortete Emilia zurück.
„Ehm, ich weiß nicht so recht“, sagte Jewa. Auch die anderen hatten keine Ahnung, wozu man sie noch sonst benutzen konnte. Deshalb setzten wir uns gemütlich hin und beobachten die Sonne, die langsam am Horizont verschwand. Nachdem sie untergegangen war, wurde es plötzlich eiskalt und eine frische Brise wehte. Die Tagestiere suchten ihre Behausungen während die nachtaktiven Tiere aus ihren Nestern kamen und sofort auf Beutesuche waren. Auf Grund des langen Fußmarsches dauerte es nur wenige Minuten, bis wir einschliefen.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort und es schien, als würde der Weg nie zu Ende gehen. Da es immer wärmer wurde, beschlossen wir, nach Biaose Ausschau zu halten. Diese Frucht besaß eine Flüssigkeit, die unseren immer stärker werdenden Durst stillen konnte.
Wairy hatte uns darauf gebracht, weil diese Frucht fast überall in der Elementarwelt wächst. Zu unserem Glück wuchs sie nicht weit von uns entfernt unter einer großen Pflanze, dessen Stiel grün und die Blätter blutrot waren. Emilia und Wairy bückten sich, um sie zu pflücken, und die Pflanze fing an sich zu bewegen. Man konnte jetzt genau ihr großes Maul mit den spitzen Zähnen sehen. Hyos, Jewa und ich schauten in diesem Moment in eine andere Richtung und hatten von der Situation nichts mitbekommen, als plötzlich zwei kreisförmige Etwas an uns vorbeirasten.
Wenig später hörten wir laute Schreie von Emilia und Wairy. Ruckartig drehten wir uns um und sahen den Kopf der Pflanze auf dem Erdboden liegen. Unsere beiden Weggefährten, die auch auf dem Untergrund lagen, richteten sich wieder auf. Eine Gestalt erschien und nahm etwas Kreisförmiges aus dem Hals der Pflanze. Sie sah uns an und fragte: „Ist bei euch alles okay? Das hätte auch schief gehen können. Mein Name ist Leyla Efi, und wer seid ihr?“ Natürlich stellten auch wir uns vor und bedankten uns bei ihr.
Gerade, als wir weiterziehen wollten, rief Leyla: „Hey, wollt ihr bei mir nicht etwas essen?“ Wir blieben augenblicklich stehen und schauten uns gegenseitig an.
„Sollten wir wirklich mitgehen“, fragte ich mich. Doch mein Magen wusste die Antwort sofort und auch die Anderen sahen mich an. Sie nickten und schauten zu unserer neuen Bekannten herüber. Diese wartete gespannt auf unsere Antwort.
„Was ist denn jetzt“, fragte die unbekannte Kreatur uns. Ich lächelte sie an und gab ihr die Antwort, dass wir gerne mitgehen würden, aber nur wenn es keine großen Umstände machte. „Nein, nein! Ich freue mich sogar wenn ich mal wieder neue Wesen kennenlerne“, antwortete Leyla. Wir gingen wieder zu ihr zurück und jetzt übernahm unsere neue Begleitung die Führung.
Auf dem Weg stellte Emilia eine Frage, die auch mir sofort auf der Zunge gelegen hatte, als wir sie getroffen hatten. „Sag mal Leyla, warum siehst du aus wie ein Mensch?“
Mit einem Lächeln antwortete diese: „Ich bin ein Naturgeist und verwandle mich in die Kreatur, die mich zuerst ansieht. Da du es warst, hab ich die Gestalt eines Menschen angenommen. Vor euren Augen werde ich jetzt ein Mensch bleiben.“
„Wow, dachte ich nur. Solche Wesen leben also auch in dieser Welt. Auf welche Kreaturen werden wir also noch alles treffen.“ Emilia kam aus dem Erstaunen nicht mehr heraus. „Ich finde es einfach mal super mit jemand anderen zu sprechen wie mit dir, David.“ Endlich kann ich mit meinen Problemen zu einem Mädchen gehen. Ich lächelte sie an und fand, dass Emilia noch nie so glücklich gewesen war wie in diesem Moment. Alle anderen lachten laut auf und auch Leyla kicherte.
Wir liefen eine Zeit lang quer durch den Wald bis wir vor uns ein kleines Haus erreichten. Dieses sah genauso aus wie auf der Erde. Es hatte viele Fenster, eine Tür, ein rotes Ziegeldach und war grau angestrichen. Ich fühlte mich sofort wie zu Hause. Doch dann kam mir ein merkwürdiges Gefühl über. Ich spürte es an meinem Körper. Es fühlte sich so an ob ich durch etwas ging. Bevor ich mich versah, war das kleine Haus verschwunden und auf dem Platz wo es vor einigen Minuten noch stand, zierte jetzt ein riesengroßes Schloss. Wir beobachteten es mit großen Augen.
Als Leyla unsere Blicke bemerkte, erklärte sie uns: „Dies ist die Zauberschule. Sie ist von einem Zauber umgeben, damit sie wie ein gewöhnliches, kleines Haus aussieht.“
„Man muss hier wirklich auf alles gefasst sein“, murmelte ich in die Runde.“ Alle lachten auf und Leyla führte uns hinein.
Die große braune Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen. Sofort fiel mir der gigantische Eingangsbereich auf. Hohe Steinkreaturen in Form eines Drachen standen vor der Wendeltreppe, die zur nächsten Ebene führen musste. Die Wand bestand aus dickem grauem Gestein und es hingen überall durchsichtige Kreise rum. Außerdem war der gesamte Bereich sehr hoch und Emilia beobachtete die ganze Zeit hohe Pflanzen, die mit Palmen vergleichbar waren. Überall saßen auch Wesen herum, die Schüler sein mussten in dieser Schule. Einige redeten leise, andere dagegen lachten oder schrien sogar. Was mich aber so faszinierte, war, dass diese Kreise die Farbe änderten. Wenn jemand schrie, wurden sie rot und auf der Decke fielen Lavabrocken hinunter, die sich in der Mitte des Raumes wieder in Luft auflösten. Beim normalen Reden waren es Schneeflocken die langsam herunter rieselten. Doch dann ertönte eine Klingel und alle Kreaturen liefen die Treppe hinauf und waren verschwunden.
Das alles erinnerte mich an meine alte Schule, wenn man mal von den Kreaturen absah. Daraufhin rief Leyla an der Treppe: „Wollt ihr da stehen bleiben?“ Wir hatten gar nicht bemerkt, dass sie sich von uns entfernt hatte. Wir liefen schnell zu ihr. Sie schlug uns vor, uns ihre Oma, die Direktorin der Zauberschule, vorzustellen.
Kaum hatten wir ausgesprochen, dass wir uns darüber freuen würden, rannte Leyla los. Wir hatten etwas Mühe, mit ihr Schritt zu halten, doch wir schafften es einigermaßen.
Kaum hatten wir eine Tür im Schloss erreicht, da riss Leyla sie auch schon auf und schrie: „Oma! Ich möchte dir meine neuen Freunde vorstellen.“
In diesem Moment wirbelte Staub auf und eine ältere, kleine und etwas rundliche Frau stand vor uns. „Hey Großmutter, ich hab neue Freunde gefunden und sie sind sehr hungrig. Sie haben sich im magischem Wald verlaufen und wurden fast von der Utapugipflanze gefressen.“
Wir bekamen es mit der Angst zu tun, als uns die Frau mit einem grimmigen Gesicht ansah und wir uns nicht trauten, auch nur einen Ton von uns zu geben. Anschließend jedoch fing sie an zu lächeln und stellte sich vor. Sie hieß Elfriede Efi und dass sie die Direktorin war, wussten wir ja bereits von Leyla. Natürlich stellten auch wir uns vor und die anfängliche Angst war wie weggeblasen. Die ältere Frau entpuppte sich als sehr nett. Ab und zu grinste sie uns sogar an und sie hatte so eine Art an sich, die man einfach mögen musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich Elfriede schon mein ganzes Leben kannte und bewunderte sie. „Leyla’s Großmutter musste fast so alt sein wie meine Oma auf der Erde“, dachte ich.
Elfriede erklärte uns, dass hier Kreaturen unterrichtet werden, die etwas Besonderes hatten, nämlich die Magie. Sie sagte uns auch, dass die meisten Schüler aus Blumar Rose, der Stadt der bezaubernden Rose stammen. Alle hörten gespannt zu, bis sie plötzlich aufhörte zu erzählen und Emilia und mich ansah. Folglich sagte sie: „Ihr seid Menschen oder. Ich bin ein Tasikumul, eine Gestalt, die sich in alles verwandeln kann. Aus diesem Grund habe ich, wie auch Leyla, die Gestalt eines Menschen angenommen. Emilia und David, hab ich Recht? Die Wahrsagerin Teburis hat mir bereits gesagt, dass Krieger des Lichts zu mir kommen würden.“ Emilia und ich mussten grinsen, als wir an unsere erste Begegnung mit Teburis nachdachten. „Sie sagte mir auch, dass ihr die Auserwählten mit den Dreikoms seid, die sich mit der Zeit aus irgendeinem seltsamen Grund in Zauberstäbe verwandelt haben. Jedenfalls seid ihr beide zu mir gelangt, um den richtigen Umgang mit der Magie zu lernen.“
Wir schauten sie mit großen Augen an und Emilia ergriff das erste Wort und sagte: „Wir hatten nicht vor hier zu landen.“ Elfriede bemerkte unser Bedenken und fügte hinzu: „Hier könnt ihr neue Zaubersprüche lernen und dadurch stärker werden, um die dunklen Kreaturen in der Zukunft besser zu besiegen. Ihr seid herzlichst eingeladen in dieser Schule zu lernen.“
Nun machte sie ein paar Handbewegungen in der Luft und vor uns tauchte ein riesiger Tisch mit Leckereien auf und Stühle, die rundherum eines großen viereckigen Tisches standen. Nur wenige Augenblicke später veränderte sich auch der Raum. Unter der Decke tauchten wie aus Zauberei fliegende Kerzen auf, die hin und her schwebten, an den Wänden waren wunderschöne Bilder, die sich auch mit der Zeit bewegten und in den Ecken standen große Topfpflanzen, die sich auch langsam bewegten und miteinander leise redeten. Plötzlich ratterte auch der Boden und Elfriede bat uns näher zu treten. Jetzt tauchte einige Meter vom Tisch eine riesige Sanduhr vor uns auf. Der Sand floss langsam nach unten, als alles unten war, drehte sich die Uhr automatisch und alles fing wieder von vorne los. Wir waren von diesem Schauspiel alle sehr begeistert und Elfriede bat uns sich zu setzen. Nachdem wir dieses getan hatten, sahen wir alles nochmal genauer an und waren begeistert, was gerade passiert war.
Während des Essens erklärte Leyla uns, welche Stunden in der Schule gelehrt wurden und wo sie stattfanden. Als wir mit dem Essen fertig waren, wedelte Elfriede erneut mit den Händen. Dieses Mal tauchten große und schwere Bücher, ein Schulplan und fünf kleine Rädchen auf, die uns als Blys vorgestellt wurden und die uns an normale Fahrräder erinnerten. Auf dem Stundenplan bemerkten wir, dass jeder von uns in der ganzen Woche nur zwei Fächer haben würde: Magie und heilende Kräuter. „Jeder von euch wird einen anderen Lehrer haben“ erklärte uns Elfriede. Weiter sagte sie: „So lange ihr hier seid, könnt ihr bei meiner Enkelin schlafen.“
Wir alle, auch Hyos, freuten uns auf die Schule. Gegen Mitternacht bedankten und verabschiedeten wir uns von Elfriede. Wir gingen hinaus, stiegen auf unsere neuen Blys und folgten Leyla.